Als politisch-rechtliche Leitidee der Moderne findet „Freiheit“ spontan weitreichende Zustimmung. Bei näherem Hinsehen zeigt sich indes, dass die Vorstellungen, Konnotationen und Aspirationen oft in ganz unterschiedliche Richtungen gehen. Während der Freiheitsbegriff in der Tradition der Aufklärung für den Anspruch mündiger Verantwortung im persönlichen wie im politischen Leben steht, gerät er in rechtspopulistischer Rhetorik nicht selten zum Freibrief für Mobbing, Ausgrenzungen und Ressentiments. Utopische Visionen eines künftigen „Reichs der Freiheit“ können dazu beitragen, die bestehenden Verhältnisse kritisch zu transformieren; sie können aber dazu genutzt werden, rechtsstaatliche Freiheitsgarantien gezielt zu delegitimieren. Grundsätzlich skeptische Rückfragen kommen aus der Soziologie. Wenn Individuen als frei beschrieben werden, wie dies in vielen Entwürfen der Philosophie geschieht, wieso zeigt ihr Handeln dann gewisse Regelmäßigkeiten? Bereits die Klassiker der Soziologie sahen darin die Effekte von Klassen, Macht, Herrschaft, Autorität, aber auch von Sozialisation, Ideologien, Kultur und Erziehung. Zeigen sich hier nicht vielfältige Formen äußeren oder internalisiertem Zwangs, der die Willens- und Handlungsfreiheit der Individuen beschränkt?
Die Ringvorlesung greift die vielfältigen Spannungen, Widersprüche und Paradoxien auf, die sich an den Freiheitsbegriff heften. In Vorträgen, Diskussionsrunden und Gesprächen kontrastiert sie Ansprüche an Freiheit, sowie Gestaltung und Empirie von Freiheit. Themen sind: Freiheit und Frieden, Bauernbefreiung in Franken, Pandemische Freiheiten, Freiheit und Wahlrecht, die Freiheit zur Trauer, Freiheiten des Alter(n)s, Freiheit und Diktatur, Freiheit als Menschenrecht.
Wann: dienstags, 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
Wo: Senatssaal im Kollegienhaus (KH 1.011)
Universitätsstraße 15, Erlangen
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